Gegen das Vergessen

Gegen das Vergessen: Das KZ-Außenlager Nürnberg-Süd in Geschichte und Gegenwart

14 Lehramtsstudierende unterschiedlicher Schularten haben sich im Seminar „Geschichte im Podcast“ im Wintersemester 2020/21 mit der Geschichte eines KZ-Außenlagers von Flossenbürg beschäftigt, das in der Nürnberger Gartenstadt von der Firma Siemens-Schuckert betrieben wurde. Über 500 jüdische Frauen, die aus dem Vernichtungslager Auschwitz nach Nürnberg verschleppt wurden, mussten hier 1944/45 Zwangsarbeit leisten.

Die Studierenden haben sich sachlich mit der Geschichte auseinandergesetzt, sich mit Aufnahme- und Schneidetechniken beschäftigt, wurden von einer Schauspielerin im Einsprechen gecoacht, haben über mögliche akustische Umsetzungsformen diskutiert und über ihre Zielgruppen nachgedacht.

Entstanden sind 7 Podcasts, die unterschiedliche Aspekte des Themas behandeln: Erinnerungsarbeit, Kampf gegen Rechtsextremismus, den fachwissenschaftlichen Forschungsstand, die Mittäterschaft von Frauen als KZ-Aufseherinnen und vor allem: Die inhaftierten Frauen selbst, von denen drei exemplarisch in Kurzporträts vorgestellt werden.

Die von den Studierenden selbst eingesprochenen Podcasts sind für den Einsatz in den Fächern Geschichte (Gym, RS) und Geschichte/Politik/Geographie (MS) gedacht, ein Beitrag auch im Heimat- und Sachunterricht der Grundschule. Sie können gemeinsam im Klassenzimmer mit Schüler:innen gehört und diskutiert werden. Teilweise wenden sich die Studierenden direkt an die Schüler:innen, was einen starken Aufforderungscharakter hat.

Das längere Interview zur KZ-Zwangsarbeit ist für Lehrkräfte zur Vorbereitung des Themas KZ-Außenlager in Nürnberg geeignet und auch für die Oberstufe.

Der Podcast „Die Puppe Lumpi, das Licht in der Dunkelheit“ ist von Lehramtsstudentinnen eigens für den Einsatz in der 4. Klasse Grundschule produziert worden.

Nadja Bennewitz

 

Anlass für dieses Seminar waren die Errichtung von Gedenkstelen im Mai 2019 am Ort des einstigen Geschehens und die Veröffentlichung der Dokumentation zu den Ereignissen:
Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände / Geschichte Für Alle e.V. / Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd: „Von Auschwitz nach Nürnberg – Das KZ-Außenlager der Siemens-Schuckertwerke“, 132 Seite, Sandberg Verlag, ISBN 978-3-96486-003-3

Dank an:

Susanne Dittrich-Leonhard, Vorstandsmitglied Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd, c/o Kulturladen Gartenstadt, für ihre Bereitschaft zu einem Interview.

Frank Hotze, Vorstandsmitglied Bunter Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd, c/o Kulturladen Gartenstadt, für seine Bereitschaft zu einem Interview.

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg für die Unterstützung bei der Recherche und den ermöglichten Zugriff auf die Online-Datenbank.

Barbara Raub, Gymnasiallehrerin (OStR) Geschichte, Paul-Pfinzing-Gymnasium Herbruck für ihre Einführung in das Erstellen von Podcasts im Geschichtsunterricht.

Dr. Alexander Schmidt, wiss. Mitarbeiter am Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, für seine Bereitschaft zu einem Interview.

Drei Interviews

Der Vorstand vom „Bunten Tisch Gartenstadt und Siedlungen Süd“ (BTG) gehört zu den Initiator:innen der Gedenkstelen, die zur Erinnerung an die jüdischen Zwangsarbeiterinnen in der Nürnberger Gartenstadt errichtet wurden.
Die Vorstandsmitglieder Frank Hotze und Susanne Dittrich-Leonhard stellen sich in zwei Interviews den Fragen von Studentinnen zu ihrer Erinnerungsarbeit gegen rechtes Gedankengut.

Historiker Dr. Alexander Schmidt vom Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände stellt in einem weiteren Interview mit zwei Studenten den aktuellen Forschungsstand vor.

Wie erinnern wir, wenn nichts mehr bleibt?
von Hannah Frohmader & Clara Meyer

[15:52 Minuten]

Spuren schaffen, wo keine sind: Erinnerungsarbeit versucht Geschichte sichtbar zu machen und in der gesellschaftlichen Wahrnehmung zu verankern. Aber wer ist überhaupt zuständig für Erinnerungsarbeit? Liegt die Verantwortung bei Historiker:innen, die sich auf akademischer Ebene mit der Thematik beschäftigen? Ganz klar nein, sagt Frank Hotze vom BTG. Im Interview erzählt er von seinen eigenen Erfahrungen mit der Sichtbarmachung der Geschichte von Zwangsarbeiterinnen im KZ-Außenlager Nürnberg-Süd und rekapituliert die Funktion von zivilgesellschaftlichen Vereinen.
Aber wie können sich auch junge Menschen individuell in der Erinnerungsarbeit einbringen?

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NS-Ideologie heute: Rassismus, Neonazis und der Kampf dagegen
von Melisa Köse & Nicole Nagel

[23:18 Minuten]

„Manchmal denkt man, man kennt einen Menschen, dann fällt eine Bemerkung, wo auch ich erschrecke und erstmal schlucken muss.“ S. Dittrich-Leonhard

Bald acht Jahrzehnte ist es nun her: Rund drei Generationen, die diese Zeitspanne füllen. Scheinbar ein langer Abschnitt. Zeit der Reflexion und des Umdenkens – Zeit, die Veränderung möglich macht.
Doch ist es so, dass unsere Gesellschaft tatsächlich aus ihren Fehlern der Vergangenheit gelernt hat? Oder existiert immer noch ein Bruch? Unsere Protagonistin Susanne Dittrich-Leonhard ist Teil einer Organisation, die Position gegen Rassismus und Antisemitismus bezieht. In dem Podcast wird erklärt, wie präsent Rassismus heute noch ist und wie auch ihr aktiv dagegen wirken könnt!

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KZ-Zwangsarbeit in der Gartenstadt. Ein Interview und Kommentar
von Jonas Krause & Lukas Mahir

[33:20 Minuten]

Dieser Podcast ist für den Einsatz in der Oberstufe und für Lehrkräfte geeignet, um das Thema der KZ-Zwangsarbeit am Besipiel Nürnbergs zu bearbeiten.

Was verbindet weibliche KZ-Häftlinge, Nürnberg und die Firma Siemens? Das KZ-Außenlager in der Nürnberger Gartenstadt in der Zeit des Nationalsozialismus. Was es damit auf sich hatte, was die Gefangenen erleiden mussten und welche Rolle die Firma Siemens bei all dem spielte, wird in diesem Podcast im Gespräch mit Herrn Dr. Alexander Schmidt, Historiker und Mitarbeiter am Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, beleuchtet.

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Täterinnen

Zwei Studentinnen setzen sich mit Frauen als Mittäterinnen am verbrecherischen NS-System auseinander und fordern die Schüler:innen zur Diskussion auf. Gerade wegen der Kürze des Beitrags ist er für einen Gesprächsanlass im Klassenzimmer geeignet.

Die weibliche Täterschaft in der NS-Zeit: KZ-Aufseherinnen
von Amelie Brix & Carolin Poesze

[4:21 Minuten]

Die Rolle der KZ-Aufseherinnen während der NS-Zeit war lange in der Forschung umstritten. Nach dem Krieg wurden nur 77 Frauen verurteilt, obwohl alleine im zentralen Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück über 3500 Frauen ausgebildet wurden. Welche Motivation hatten Frauen für ihre Taten? Und: Hätten sie sich weigern können?

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Drei jüdische Überlebende im Porträt

In den folgenden Podcasts stellen die Studierenden drei jüdische Frauen vor, die die NS-Verfolgung überlebt haben und Zeugnisse über ihre Zeit im Nürnberger KZ-Außenlager hinterlassen haben.

Ich hatte keine Angst – Eine Freundschaft im KZ-Außenlager Nürnberg-Süd
von Lisa Belz, Roman Meier & Laura Swoboda

[8:12 Minuten]

Das Jahr 1944 wird für die junge Jüdin Suzana Perl zu einem schicksalhaften, denn sie wird von Auschwitz nach Nürnberg in ein KZ-Außenlager deportiert und erfährt dort neben Hunger, Angst und Gewalt auch Menschlichkeit, Freundschaft und Hilfe.

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„Wird die Liebe mich am Leben halten?“ Die Tagebuchaufzeichnungen der Ágnes Rósza
von Marie-Julie Büntig, Melanie Weinreich & Anne Hertrich

[9:22 Minuten]

Ágnes Rósza war in dem KZ-Außenlager in Nürnberg inhaftiert. Dennoch gelang es ihr, eine Art Tagebuch zu führen. Dadurch erhalten wir noch heute einen Einblick in den Alltag gefangener jüdischer Frauen in der NS-Zeit. Drei Geschichtsstudentinnen beschäftigen sich mit dem Tagebuch und vollziehen die Geschichte einer starken Frau nach.
Das Tagebuch ist auf deutscher Sprache herausgegeben worden: Diefenbacher, Michael (Hg.): „Solange ich lebe, hoffe ich“. Die Aufzeichnungen des ungarischen KZ-Häftlings Ágnes Rósza. 1944/45 in Nürnberg und Holleischen, Nürnberg 2006.

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Die Puppe Lumpi, das Licht in der Dunkelheit
von Anastasia Fischer, Yvonne Egert & Elisabeth Masson

[6:42 Minuten]

Dieser Podcast ist für Kinder im Grundschulalter geeignet, die sich der Geschichte verfolgter Menschen im Nationalsozialismus behutsam annähern möchten.

Unsere Moderatorinnen Maja und Mila durchleuchten das außergewöhnliche Leben von Magda Watts, die im Nationalsozialismus in ein Lager nach Nürnberg verschleppt wurde. Doch das Mädchen überlebte ihre Gefangenschaft!
Wie ihr das gelang?
Maja und Mila erzählen die Geschichte dieser einfallsreichen Puppenmacherin und bekommen dabei tatkräftige Unterstützung von einem Experten.

Seid gespannt!

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